Mitbestimmung und Teilhabe sind zentrale Voraussetzungen für das gesunde Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen in unserer Gesellschaft. Daher spielt die offensive Vermittlung der Rechte von Kindern und Jugendlichen auch in den Hilfeangeboten der Stiftung Tragwerk eine zentrale Rolle für eine gewaltfreie Erziehung zu Eigenverantwortung und Selbstständigkeit. Unterstützt werden diese Bestrebungen seit einigen Jahren durch ein landesweites unabhängiges Ombudssystem, das von der Landesregierung gemeinsam mit Partnern der Kinder- und Jugendhilfe aufgebaut wurde. Junge Menschen, die in Einrichtungen der Jugendhilfe leben, können sich mit ihren Anliegen und Beschwerden an die Ombudsstelle wenden.
Am Mittwoch, 20. März, waren Sibylle Silcher und Melanie Staimer von der Ombudschaft Baden-Württemberg zu Gast bei der Stiftung Tragwerk und stellten Mitarbeitenden der Wohngruppen den brandneuen Materialkoffer zur Partizipation im pädagogischen Alltag vor. Die Mitarbeiterinnen der Ombudsstelle hatten zuvor bereits ihre Arbeit Kindern und Jugendlichen der Wohngruppen der Stiftung Tragwerk vorgestellt. Die Stiftung Tragwerk gehört zu den ersten Jugendhilfeeinrichtungen, die den Koffer überreicht bekommen. 14 Mitarbeitende aus verschiedenen stationären Wohngruppen waren vor Ort, um sich mit den Inhalten des Koffers vertraut zu machen. Vorstand Jürgen Knodel bedankte sich bei den Vertreterinnen der Landesombudsstelle und betonte die Wichtigkeit der Partizipation im pädagogischen Alltag. Lernerfahrungen, die junge Menschen mit diesem Thema machen, seien ein wichtiges Fundament für ein demokratisches Miteinander in unserer Gesellschaft. Im persönlichen Leben eröffne Partizipation jungen Menschen vielfältige Lernerfahrungen, fördere ihr Selbstbewusstsein und stärke ihre Resilienz.
Das Zusammenleben auf Wohngruppen verläuft nicht immer konfliktfrei. Unterschiedliche Erwartungen, Erfahrungen und ganz verschiedene Persönlichkeiten treffen dort aufeinander. "Neue" junge Menschen treffen auf Regeln, die es schon lange gibt und Mitarbeitenden fühlen sich verantwortlich für möglichst reibungslose Abläufe. Die Jugendhilfe soll junge Menschen befähigen, ihre Interessen angemessen zu vertreten und sich für ihre Rechte und Bedürfnisse einzusetzen. Damit dies fair und respektvoll gelingen kann, braucht es Gelegenheiten dies auszuprobieren. Oft fehlt Mitarbeitenden auf den Wohngruppen jedoch die Zeit, Gesprächsrunden, Gruppenabende oder Einzelgespräche methodisch vorzubereiten und Material dazu zu erstellen. Der Materialkoffer der Ombudschaft Baden-Württemberg möchte einen Beitrag dazu leisten, das Thema Partizipation lebendig und auch möglichst präsent zu machen. Hier gibt es Material, womit Themen des Zusammenlebens reflektiert werden können, Gesprächsanlässe geschaffen werden oder Konflikte losgelöst von den Personen betrachtet werden können, sodass die Lösungsfindung leichter möglich wird.
Was sind Ombudsstellen?
Ombudsstellen in der Kinder- und Jugendhilfe sind unabhängige Beratungs- und Beschwerdestellen, an die sich Kinder, Jugendliche, heranwachsende junge Menschen und ihre Familien bei Konflikten mit dem Jugendamt oder mit leistungserbringenden Jugendhilfeträgern wenden können. Der namensgebende Begriff Ombud ist abgeleitet von altnordisch umboð ‚Auftrag, Vollmacht‘. Ombudspersonen verfügen meist nicht über eigene Eingriffsrechte, können aber vermittelnd tätig werden und gesetzlich verpflichtet sein, über ihre Tätigkeit öffentlich Bericht zu erstatten.